Im Westen von Catania liegt Misterbianco, unterhalb des Südhangs vom Ätna. Hier kaufte Vincenzo Privitera aus reiner Freude an der Landwirtschaft einen kleinen Orangenhain, nicht größer als 1.000 Quadratmeter. Man könnte sagen, einen Schrebergarten sizilianischer Art.
Er pflegte ihn zeitlebens in seiner Freizeit mit Hingabe und gab diese Leidenschaft an seinen Sohn Giuseppe weiter, der sich entschloss, den Anbau zu professionalisieren. Er kaufte 80 Hektar dazu und ist jetzt Herr über rund 80.000 Taroccobäume.
Schlendert man in den Wintermonaten durch Catania wird an jeder Ecke frischgepresster Blutorangensaft angeboten. Die Metropolenregion ist prädestiniert für den Anbau von Tarocco, und die braucht den Ätna. Es sind die Temperaturunterschiede von Tag und Nacht, die die Reifung der Blutorangen und deren Rotfärbung begünstigen. Während es tagsüber in Ätna Nähe um die 15 Grad warm ist, sinken die Temperaturen nachts auf drei bis null Grad. Dazu kommt der besondere Vulkanboden mit seinen Nährstoffen wie Eisen.
Region
Sizilien
Metropolitanstadt
Catania
Ort
Misterbianco
Die Tarocco Orange wurde als natürliche Mutation der Sorte Sanguinella Ende des 19. Jahrhunderts in Francofonte bei Syrakus entdeckt. Sie schmeckte so gut, dass ein Bauer ausrief: „Tarocco!“. Angelehnt an das Kartenspiel sollte das heißen, es ist ein Trumpf. Ob die Geschichte stimmt, sei dahingestellt. Sie ist jedoch nachvollziehbar angesichts der Qualitäten dieser Orangen. Sie schmecken süß, sind kernlos und haben eine dünne Schale, die sich gut entfernen lässt. Ihr Vitamin C-Gehalt ist besonders hoch und kann bis zu 25 Prozent über dem anderer Orangensorten betragen. Die rote Färbung des Fruchtfleischs variiert nach der Temperatur jeden Jahres.
In Sizilien werden die Tarocco Orangen nicht nur gepresst, sie werden auch für Salate mit Fenchel, für Eis und Sorbets und für Marmelade verwendet. Die Schalen der Früchte von Patanè sind unbehandelt und essbar. Die Plantagen sind nicht biozertifiziert, angewendet werden jedoch nur Mittel, die auch im biologischen Anbau zugelassen sind. Ein Tröpfchensystem bewässert die Bäume, so wird die Ressource Wasser optimal genutzt.
Im Dezember beginnt die händische Ernte der sogenannten blonden Tarocco, die etwas heller ist und ab Januar bis Ende März wird sie abgelöst von der nächsten Variante, die meist röteres Fruchtfleisch besitzt. Von Januar bis Ende April versenden sie ihre Orangen nach Deutschland. Sie sind in nur zwei Tagen in Göttingen. In Misterbianco plant Familie Privitera schon weitere Anpflanzungen und ein Informationszentrum rund um die beliebte Tarocco.